Was war, ist nicht zu greifen, was ist, war nicht wahr, war nicht falsch, was wird, weiß der, der nicht dabei war. Vergebung, die einem keiner gewähren kann. In der Zweisamkeit kein Platz für traurige Einsamkeit. Warum keine Tränen? Wäre es anders gewesen, was hätte anders können, sein, was anders werden? Später gewusst, kein Entrinnen möglich gewesen, keine Wand, an die man den Schädel hätte schleudern können. Die Einsamkeit macht vorsichtig, selbst auf einem glühenden Draht balancierend. Zum Hinaus hat es nie gereicht, das Hinein war eher eine Flucht. Weil Flehen nicht möglich, sparten wir uns das Fluchen gleich mit. Die Ruhe kommt aus der Traurigkeit, denn sie erträgt kein Geschrei. Die Stille eines Friedhofs erzählt mehr vom Lärm der Vergrabenen. Wo bin ich, was bin ich, wenn es immer noch weh tut, ein Niemand zu sein? Morgen ist vielleicht ein anderer Traum, doch zu kurz der Tag, der ihn zu deuten vermag. Durch Feuer gehen und den Mondschein sehen, wer erlaubt sich das noch, wer will das verstehen? Einander hinterhergejagt, jeder in seine Richtung. Einander geliebt, es aber einem anderen erzählt. Traurigkeit war nicht angesagt, schwieg man besser zu zweit. Melancholie als Lebensprinzip, Optimismus als heiliger Schein.
Nicht wundern über Wunden, fort wäscht sie Regen. Niemals getrennt im Herzen, niemals allein gelassen auf der Flucht vor dem anderen. Ich werde Deinen Sarg um die halbe Welt tragen. Je mehr wir später schwiegen, desto eher näher kamen wir. Alles, was ich nicht verstanden habe, musst Du heute auch nicht mehr verschweigen. Alles, was wir jetzt verlieren, ist nicht reden zu können. Alles, wonach wir sehnen, wird uns vereinen. Hinter verschlossenen Toren, hinter verschlossenem Eins. Ein alter Mann muss lernen, dass sein Sohn ihn „schlägt“, erschlägt. Wir brauchen keine „Opfer“ („auch Du mein Sohn Brutus“), noch Helden, die das Blut vom Schwert lecken. Ein Gefühl kannst Du nicht in einen Satz packen. Du bist nicht Gott. Hab´ auf die Fresse bekommen und Schulterklopfen. Es war niemals von oben herab. Und Du kannst es dreimal sagen, es wirkt erst mit der Zeit, wie mit der Zeit die Wunden vernarben, auf die Du immer zeigen darfst. Die Freimaurerei hat soviel Weibliches in sich, dass es erschreckt. Du kannst die Rituale durchgehen und wirst das Erleiden und Erdulden finden, die Demut und Opferbereitschaft, das Empfangen („Der Mond“ im französischen richtiger: weiblich). Bekennt sich wirklich jeder von uns zu seiner Bruderliebe? Ich würde nie so weit gehen.

Hier werden aktuelle Gedanken der Brüder veröffentlicht, die die Breite und Vielfalt zeigen, ggf. auch ein Kontroverse auslösen. Freimaurerische Gedanken sollen eine ethische Grundlage haben.
Reinhold Dosch (1926-2019) der "Erfinder" der 100 Fragen, hat nicht nur die häufigsten Fragen von Besuchenden gesammelt, sondern auch das "Deutsche Freimaurerlexikon" verfasst.

Fremde spüre ich, wenn ich am Ort meiner Schwiegereltern Halt mache und dem dörflichen Leben begegne, das von anderen Sorgen bestimmt ist…
Aber schon nach dem ersten Spaziergang kommt mir die Landschaft näher, sieeignet sich mir an, sie wird „meins“.
Fremde spüre ich, wenn ich in einem anderen Land zu lange nach der gebuchten Unterkunft suchen muss, das Thermometer um mehr als zehn Grad fällt und die Müdigkeit einkehrt. Fremder noch, wenn das gefundene Heim so fern von dem gebuchten bzw. erwarteten ist. Fremd dazu die Sprache, die es nicht leichter macht.
Aber schon mit der ersten Wanderung kommt die Landschaft näher, taut mit dem Körper auf und einigt sich auf gemeinsames Wohlfühlen. Unbekannt bleibt sie dennoch mit jeder Weggabelung.
Fremd ist auch die erste maurerische Wanderung ins unbekannte Gebiet. Geleitet nur von einem vertrauenswürdigen Bruder. Wir machen uns auf die Suche und setzen die Wanderung mit drei Gesellenreisen offeneren Auges fort. Das, was wir dort zuerst sehen, geht gleich wieder dem Blick verloren. Auch dies erscheint einem erst einmal fremd und lässt sich nicht mit dem Verstand lösen.
Bei der Erlangung der Meisterschaft befremdet der Tempelraum, durch den erneut Wanderungen zu absolvieren sind.
Fremde kann Angst auslösen, Fremde konfrontiert einen mit Ungewohntem, Ungewöhnlichem. Das altertümlich erscheinende Ritual der FM enthält viele fremde Worte und Formulierungen. Wir suchen ihren Sinn zu ergründen und müssen akzeptieren, dass es sehr lange benötigt, eins zu werden mit dem Ritual, Teil zu werden und schlussendlich sich in ihm aufzulösen als unbedeutendes Subjekt in einem universellen Rahmen, den das Ritual bietet.
Wir sind gerade als Brüder aufgerufen, Fremde auszuhalten, das Verlassen gewohnter, liebgewordener Umgebungen, eingeübter Verhaltensmuster. Auch deshalb wandern wir.
Wir ergreifen unsere Werkzeuge, um sie zu begreifen, unsere Taten mit ihnen zu gestalten, sie mit ihnen zu überprüfen. Wir werden, ungeachtet dessen, nie vollends unsere Rituale begreifen können. Etwas Fremdes bleibt. Ein schlichtes Erahnen, Erspüren eines übergeordneten Sinnes kann nur das Streben sein.
Wir werden sie nicht ändern müssen, um sie zu verstehen. Wir können sie nicht ändern, auch wenn es Neigungen und Argumente dazu gäbe. Wir sollten sie nicht ändern, da gerade ein Gespür für Zeit- und Ortlosigkeit einem die Chance (er)öffnet, sich jenseits der (zeitgeistigen) Ströme in Ruhe selbst zu betrachten und das Fremde in einem zu erkennen, sich diesem zu nähern. (Wir wissen, dass es einem Fremden Bruder nicht anders ergeht…).
Heute wollen wir nicht wie bisher ein abgeschlossenes Thema behandeln, sondern uns auf einzelne Fragen konzentrieren, über die wir nur gelegentlich etwas hören sollen, sondern die wir absolut beherrschen müssen, wenn wir innerhalb der Freimaurerei ernst genommen werden sollen. Bitte sagen Sie nicht, dass diese z.T. äußeren Dinge unwichtig seien. Wir haben sogar schon Äußerungen gehört wie: "ach -wir sind doch "nur" - nur !!! Frauen, das ist Männersache, wir brauchen das nicht alles zu wissen. "Doch, meine Schwestern, wir brauchen -brauchen es sogar ganz dringend -jede Einzelne von uns, damit wir uns im Gespräch mit Brrn. sicher fühlen und keinen Unsinn reden. So manches Mal bekommt man am Rande ein Gespräch mit, in dem eine Sr. gern ihr frmr. Wissen bzw. Halbwissen anbringen möchte und dann daneben haut. Und noch eine Bitte: Vorsicht mit Fremdworten! Man kann sie nicht alle beherrschen, und wenn man nicht ganz genau weiß, was sie bedeuten und wie sie ausgesprochen werden - lieber im Duden nachsehen, oder besser: ein deutsches Wort dafür gebrauchen. Die Brr. korrigieren uns nämlich nicht. Sie lächeln amüsiert oder spöttisch, je nachdem - ich habe das mehrmals beobachtet. Ganz besonders wichtig bzw. unerlässlich ist ein umfassendes Wissen in allen frmr. Bereichen, wie Aufbau und Organisation der Logen und Großlogen und ihre Ordnungen; über Geschichte, Symbolik, die Einrichtung des Tempels, die Abzeichen, Anreden, Abkürzungen, Gebräuche, kurz über alles und jedes was die Freimaurerei angeht. Es ist besonders wichtig für die beamteten Srn. und jene, die einmal für Ämter infrage kommen - also unsere jungen Schwestern. Man kann ohne profunde Kenntnisse der genannten Dinge, die uns die gesamte Freimaurerei als ein großes, zusammenhängendes Ganzes - trotz aller Verschiedenheiten - erkennen lässt, nicht an der organisatorischen Entwicklung mitwirken. Und das wollen wir doch!
Und noch etwas: wir sollten niemals, wirklich niemals -in Gegenwart von Gästen oder Suchenden über interne Probleme unseres Bundes diskutieren oder gar Schwestern kritisieren, wie es einmal auf einem Ferientreffen geschehen ist. Das macht bestimmt keinen guten Eindruck und eigentlich ist es auch nicht fair. Vor allem aber, wenn wir glauben, an der einen oder anderen Sr. etwas bemängeln zu müssen, was natürlich immer einmal vorkommen kann.
.... Sie wissen ja auch aus dem Beruf, dass eine Frau, die den gleichen Posten wie ein Mann hat, das Dreifache leisten muss, um sich durchsetzen zu können. Hier ist es ebenso. Macht ein Br. einen Fehler, ist es nicht so schlimm, aber wenn wir uns einen Schnitzer leisten, dann heißt es: "naja Frauenzirkel", aber niemals "die Sr. X". Diese äußeren Dinge sind zwar langweilig und unwichtig gegenüber den ideellen und geistigen Dingen. Wenn wir aber als frmr. Bund bestehen und respektiert werden wollen, müssen wir mehr als jeder Br. mit den frmr. Umgangsformen und Zusammenhängen vertraut sein. Ganz besonders dann, wenn wir in Logen im Bundesgebiet eingeladen werden. Und ganz besonders müssen unsere jungen Srn. diese Dinge beherrschen, denn sie sollen und müssen ja unsere Nachfolger werden!


Wer ungetrübt und rein sein will,
der muss eines haben, und das ist Abgeschiedenheit. …
Die Meister loben auch Demut vor allen anderen Tugenden. Ich lobe die Abgeschiedenheit, und zwar darum: Demut kann ohne Abgeschiedenheit bestehen; dagegen gibt es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne vollkommene Demut …
Vollkommene Abgeschiedenheit achtet auf nichts und stellt sich weder unter noch über eine Kreatur. Sie will weder unten noch oben sein; sie will weder Gleichheit noch Ungleichheit.
Wenn du den Kopf bewahrst, da rings die Massen
längst kopflos sind und geben dir die Schuld,
dir treu sein kannst, wenn alle dich verlassen,
und siehst ihr Zweifeln dennoch mit Geduld;
kannst warten du und langes Warten tragen,
lässt dich mit Lügnern nie auf Lügen ein,
kannst du dem Hasser deinen Hass versagen
und doch dem Unrecht unversöhnlich sein.
Wenn du kannst träumen, doch kein Träumer werden,
nachdenken und gleichwohl kein Grübler sein;
wenn dich Triumph und Sturz nicht mehr gefährden,
weil beide du als Schwindler kennst, als Schein;
kannst du die Wahrheit sehen, die du gesprochen,
verdreht zum Köder für den Pöbelhauf,
siehst du als Greis dein Lebenswerk zerbrochen
und baust mit letzter Kraft es wieder auf –
Wenn du auf eines Loses Wurf kannst wagen
die Summe dessen, was du je gewannst,
es ganz verlieren und nicht darum klagen,
nur wortlos ganz von vorn beginnen kannst;
wenn du, ob Herz und Sehne längst erkaltet,
sie doch zu deinem Dienst zu zwingen weißt
und durchhältst, auch wenn nichts mehr in dir waltet
als nur dein Wille, der »durchhalten!« heißt –
Kannst du zum Volke ohne Plumpheit sprechen,
und im Verkehr mit Großen bleibst du schlicht;
lässt du dich nicht von Freund noch Feind bestechen,
schätzt du den Menschen, überschätzt ihn nicht;
füllst jede unerbittliche Minute
mit sechzig sinnvollen Sekunden an:
Dein ist die Erde dann mit allem Gute,
und was noch mehr, mein Sohn: Du bist ein Mann!
Rudyard Kipling, Freimaurer


Schweigen kann man in zwei Aspekte untergliedern: zum einen ist es die uns Freimaurern geläufige Verschwiegenheit (z.B. eines Gentlemans, der auch Maurer sein darf), zum anderen ist es offensives Verschweigen. Wir lernen gerade einiges darüber von Organisationen, deren Tätigkeit sehr verschwiegen ist, demgegenüber ihr „Durchleuchten“ ach so verschlüsselter Botschaften und purer Informationen schier unermesslich und schon gar nicht selbst zu kontrollieren ist. Wir wissen aus der Welt der Werbebotschaften, wie zielgenau unsere Konsumwünsche ergründet werden, jeder Handynutzer hinterlässt eine digitale Spur, die schwer verwischbar ist, so verschwiegen wir uns auch geben mögen. Jedes Navigationsgerät benötigt Ortungsdaten, die sich bei jedem Tankstopp noch den Bierkonsum verschwiegen ergänzt. Meine Erfahrung bei Polizeikontrollen war, mit der Antwort: „Ja, ich habe was getrunken; die und die Menge..“ weiterfahren zu dürfen, mit entsprechenden Empfehlungen zu Vorsicht etc. Verschweigen hätte eine längere Dopingkontrolle zur Folge gehabt.
Verschwiegenheit wird als Tugend deklariert. Das Arkanum ist von uns zu leben, es ist schwer in konkrete Vorgaben zu gießen. Bedenklich ist es, wenn in Ritualen Handlungen, Worte und Begriffe derart detailgetreu zu finden sind, dass es ein Leichtes ist, eben über Zeichen, Wort und Griff hinaus als abstrakte Erkennungsmerkmale eines Bruders des jeweiligen Grades eben die besonderen Umstände und Formen erkennen zu können. Ich habe im Internet nach diesen bestimmten Begriffen gesucht und in Foren wunderbare Diskussionen mit sich wiedersprechenden Thesen Profaner gefunden. Und dachte, lasst sie weiter spekulieren, der Freimaurerei nähert Ihr Euch so bestimmt nicht. Letztlich sind Zeichen, Wort und Griff, aber sicherlich noch weitere rituelle Handlungen, nur mündlich überliefert. Als vielleicht letztes Rückzugsgebiet, das unsere Herzen nicht preisgeben sollten. Wenn wir es nicht „regnen“ lassen, ist der Sinn eines Initiationsritus´ perdu. Verschwiegenheit dient, eine innere Spannung aufzubauen, die über banales Wissen und Auswendiglernen hinausgeht. Wir erfahren etwas, das schwer vermittelbar ist. Natürlich kann der Meister einem Lehrling einen Teil seiner Weisheit vermitteln, aber nicht den Grad seiner zunehmenden Verschwiegenheit. Er schweigt lächelnd. Gehen wir nur von unserer Lehrart aus, sammeln wir am Ende 14 Worte und Passworte, weitere geheime Worte, je 7 Griffe und Zeichen, Notzeichen. Aber schlussendlich muss ich immer wieder zu erkennen versuchen, ist es ein Freimaurer oder verschweigt er seinen profanen Geist. Hat er wirklich die Türen hinter sich verschlossen oder ist mit zunehmender Zugehörigkeit ein Geist des Laissez-Faire tugendhaft? „…Müssen das nicht so eng sehen“; Schludern mit dem Ritual wie mit der Verschwiegenheit. Lasst uns lieber darüber schweigen! Mir sind solche Debatten peinlich, ist doch der Ordnungsgedanke maßgebend für die Würde unserer Rituale, für die Schaffung einer inneren Freiheit. Ihre Geheimnisse offenbaren sie lange nicht. Und ich bezweifle, ob wir jemals eine eindeutige Deutung erhalten (wollen), eine Logik, die jeder Bruder akzeptiert. „Selbst wenn wir schweigen, findet man doch alles im Internet.“ Ist das ein Aufruf, alles aufzugeben? Auch die Literatur, die freimaurerische eingeschlossen, offenbart sehr vieles über uns und unsere Rituale. Sie ergeben aber nur Sinn in einem Zusammenhang, der sich einzig dem verschwiegenen Bruder erschließt. Rückschau zu halten auf vorhergehende Grade wird immer spannender, da ich ja immer mehr weiß, aber eben es nur mit Brüdern meiner Stufe teilen darf. Dieser elitäre Gestus mag zunächst arrogant klingen, dann aber ist es die vorgenannte Übung, Verschwiegenheit zu pflegen, schweigen zu üben über das, was auf der Zunge brennt, wenn ein eifriger Gesell richtige Fragen stellt. Wir können ihm nur antworten: Du befindest Dich auf dem richtigen Weg, sei geduldig, denn eines Tages wirst Du mehr erfahren, als du je erhofft hast. Wie soll man sich einlassen, wenn man darüber nicht schweigen kann? Einlassen auf Erfahrungen, die erschrecken, überraschen, nachdenklich stimmen, magische Kraft geben, Toleranz fördern sollen, was immer noch… Wer kennt das Kennwort für das Auslösen des „roten“ Knopfes?
Ich bin sicher, dass längst die bekannten verschwiegenen Organisationen mitgeschnitten haben in allen freimaurerischen Tempeln der Welt. Die sich aber dennoch fragen, was hat es damit auf sich? Sie tun ja nichts, sie schauen nur in sich, verzichten auf Weltverschwörung und Klassenkampf, Palaststürmung oder Meinungsmache. Sie tragen die Maurerei nicht auf der Zunge, und können das Dilemma zwischen Verschweigen und Verschwiegenheit nicht auflösen. Mögen wir noch viele ungelöste Rätsel in der Freimaurerei finden. Lasst uns die Toleranz pflegen, über fast alles zu reden, was uns bewegt, auch wenn es schmerzhaft ist. Lasst uns aber nicht Rituale in die Öffentlichkeit tragen, die mürbe Bruchsteine sein mögen zur Verwirrung der Nicht-Überzeugbaren und Missgläubigen; die aber niemals überzeugen können als Formen der Öffentlichkeitsarbeit, die nicht steuerbar ist. Bin ich altmodisch? Ich bin Überzeugungstäter, Moralist. Wenn wir zudem noch selbst nicht sattelfest in den Ritualen sind, sollten wir es verschweigen. Es wird sowieso entlarvt bei der nächsten Arbeit, die „in die Hose geht“. Schlampige Ausführungen der Rituale können nicht Lehrstücke eines Geistes sein, dem zu folgen ich mich weigere. Ein Schweizer Bruder berichtete bereits von einem Ritual des Schweigens, das ich gerne übernehmen würde. Wenn Worte entfallen, fällt es dann leichter zu schweigen? Wenn Rituale quasi auf den Kopf gestellt werden, (vergleiche Bluntschlis geniales Nachtritual), werden sich Erkenntnisse einstellen, die reflektiert zu werden bedürfen. Und erstes Gebot ist es, dabei innezuhalten. Die Zunge im Zaum zu halten und es den Affen gleich zu tun.
„Was nicht dem Gesetz der Schönheit [also einem angemessenen Verhalten] entspricht, darauf schaue nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf höre nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, davon rede nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, das tue nicht.“ Konfuzius
„Die Widerstandskraft gegen Faschismus und Totalitarismus kann nur dadurch ausgebildet werden, dass der Staat sich der Feststellung und Durchsetzung von ‚richtigen Anschauungen‘ vollständig enthält. Die Menschen sollen ihre eigene geistige Urteilsfähigkeit ungehindert entwickeln und einsetzen können.“
Aus: Johannes Mosmann, Die erweiterte Demokratie (zu Rudolf Steiners „Soziale Dreigliederung“, 1919).
Nein, ich will mich nicht belehren lassen. Nein, niemand nimmt mir mein Denken ab. Nein, ich will aber nicht denken, jetzt nicht, später vielleicht.
Meine Toleranz tut weh. Sie muss wehtun, sonst behält sie den Weichspüler des mittelmäßigen Auslotens meiner Positionen, die nie zu Ende gedacht, oder viel mehr zu Ende gefühlt sind, sondern im Schlamm steckenbleiben.
Ich habe eine große Toleranz musikalischer Vielfalt gegenüber. Sich darauf einlassen können, war oder ist harte Arbeit, Suche nach Empfindungsfähigkeit.
Ich habe eine große Toleranz Menschen gegenüber. Diesen Wunsch, sie vollends zu verstehen in ihrer Tiefe, spüre ich schon lange. Und die Enttäuschung ebenso.
Ich habe keine Toleranz gegenüber Missbrauch in körperlicher, seelischer und sexueller Hinsicht. Dies ist das einzige Feld, in dem Ihr mich aggressiv und ablehnend erleben werdet. Darüber zu reden, kann ein Anfang sein, kann erschreckend sein, muss ein Teil der Aufklärung sein, wie ihn der Verein „Eckiger Tisch“, den ich seit einiger Zeit unterstütze, verfolgt. Es ist eine Verfolgung. Ein traumatisches Verfolgtwerden der Opfer, ein Verfolgen der Täter.
Und tatsächlich sehe ich in der Loge, in der Freimaurerei den Ort zu benennen, was uns drängt, was andere drängt anzunehmen und zu reflektieren, da nur damit Selbsterkenntnis, Selbstbeurteilung möglich wird. Wie es z.B. im Film „25 th hour“ von Spike Lee im Monolog vor dem Spiegel zu sehen ist. Die rassistische Anklage wandelt sich in eine Selbstanklage, eine Konfrontation mit dem Selbstmitleid, einen Ruf nach Veränderung.
Keine Frage, Freimaurerei sucht nach Licht und Harmonie. Diese Suche endet nie. Sie tut weh, sie verlangt nach stetiger Selbstbespiegelung, aus der Kraft für die eigene Veränderung zum Wohle der Menschen entsteht. Ich zähle daher sehr auf unsere Gemeinschaft, unsere Loge, die selbstkritisch intolerant sein darf gegenüber dem Schweigen über das Unwohlsein.
